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Totalitäre Herrschaftssysteme haben die Musikgeschichte der letzten 100 Jahre wesentlich mitgeprägt: Das Musikleben konnte sich dem Anspruch der totalitären Diktaturen, alle Lebens- und Kulturbereiche zu kontrollieren und im Sinne der jeweiligen Ideologie zu gestalten, nicht entziehen. Zahlreiche herausragende Musiker, Komponisten wie Interpreten, wurden Opfer dieser Regime. Auch die Rezeptionsgeschichte vieler Musikwerke und sogar ganzer stilistischer Richtungen wurde direkt oder indirekt – zum Teil bis in die heutige Zeit hinein – von den totalitären Ideologien beeinflusst. In diesem Zusammenhang werden die Schicksale des deutsch-jüdischen, aus Fürth stammenden fränkischen Komponisten Jakob Schönberg (1900 – 1956) und des russisch-ukrainischen, im Stalinismus verfolgten Komponisten Vsevolod Zaderatsky (1891 – 1953) thematisiert, die bis vor kurzem vollständig vergessen waren. Schließlich werden die Auswirkungen des technologischen Totalitarismus unserer Zeit auf das Musikleben hinterfragt.

Das Thema des Vortrags knüpft an das Vorabendkonzert an, in dessen Mittelpunkt die von Walter Zimmermann komponierten Lieder auf Texte der russischen Dichter Michail Lermontow (1814 – 1841) und Ossip Mandelstam (1891 – 1938) stehen. Während Lermontow in einem – vermutlich politisch provozierten – Duell sein Leben verlor, wurde Mandelstam Opfer des stalinistischen Terrors, er starb in einem Arbeitslager in der Nähe von Wladiwostok. Beide Dichter haben die gesellschaftlichen Verhältnisse ihrer Zeit scharf angeprangert, sie fühlten sich fremd im eigenen Land. So schrieb Mandelstam 1933 in einem kritischen Gedicht (dem sogenannten „Stalin-Epigramm“), das ihm zum Verhängnis werden sollte: „Wir leben, ohne den Boden des Landes unter uns zu spüren.“

 

 Jascha Nemtsov Copyright Gregor Matthias Zielke web

Prof. Jascha Nemtsov wurde 1963 in Russland geboren, er absolvierte das Staatliche Konservatorium in Sankt Petersburg und lebt seit 1992 in Deutschland. Nemtsov wurde 2013 als Professor für Geschichte der jüdischen Musik an die Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar berufen. Darüber hinaus ist er Akademischer Direktor der Kantorenausbildung des Abraham Geiger Kollegs Potsdam.


 

Vortrag "Musik und Totalitarismus" von Prof. Jascha Nemtsov
Sonntag, 1. Dezember, 10:30 Uhr
Ehemalige Synagoge (Synagogengasse 6)
91126 Schwabach

Der Eintritt ist frei.


 
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Veranstaltungsdaten

Beginn: Sonntag, 1. Dezember, 10:30 Uhr
Ort: Ehemalige Synagoge, Synagogengasse 6

Urheber

Urheberinformationen:

Foto: Gregor Matthias Zielke