Hans Karl Kandel (Roth)
rolling on – rolling off
In der Auseinandersetzung mit dem umgebenden, spätgotischen Kirchenraum, seiner Geschichte und Spiritualität geht es Hans Karl Kandel um die zeitweise Veränderung des Klangs und Gewichts des Ortes, um seine Neuinterpretation und Wahrnehmung. Der Künstler hat mit solchen Situationen Erfahrung, seine teils großformatigen Gefäße, Objekte und Ensembles aus Gips fanden schon ihren Platz in Kirchen, Schlössern und Galerien. Seine Werke haben sich dabei immer gleichsam behauptet und mit ihrer Umgebung verbunden, mit der Architektur, den anderen Materialien, und den teils grellen Farben der anderen Künstlerinnen und Künstler; manchmal scheint es, als würden sie ihre Umgebung zusammen mit dem Blick der Betrachter förmlich aufsaugen, ein weißes Loch in der Realität, schlicht, scheinbar zerbrechlich, unbeugsam.
Die hier gezeigte Installation ist dabei kein Fremdkörper im Raum, vielmehr eine ergänzende Form neben den Rechtecken der Tafelbilder und Holzeinbauten. Ein großflächiges Oval breitet sich auf dem Boden aus, Ringe als gedrehte Zeit, als Metapher unseres Selbst: Weiß, losgelöst von körperlicher Schwere im sich ständig verändernden Lichtspiel des Sonnenlaufs. Das Feld ist axial eingespannt zwischen zwei blattvergoldeten Elementen, die sich wie Pole aus dem Boden herausentwickeln. Der eine Ring erscheint körperhaft wulstig, der andere filigran geräumig, ein inszenierter Übergang ins Transzendente. Das Gold wird zum Symbol des Lichts und unendlichen Raums, zur göttlichen Sphäre. Durch das Spannen des Bogens zur historischen Ausstattung der Kirche wird eine neue Bedeutung im Jetzt geschaffen. So entsteht Anfang und Ende einer abstrakten Erzählung von Spiritualität, Prunk und innerer Versenkung, ein Alpha und ein Omega.
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