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Kinder eines Goldenen Zeitalters - Babette Brühl (München), Foto: Kulturamt
Kinder eines Goldenen Zeitalters - Babette Brühl (München), Foto: Kulturamt

Station 8 · Bürgerhaus, Saal

Kinder eines Goldenen Zeitalters

Als einen „Raum, der erfüllt ist von zwielichtiger Stille“ beschreibt Babette Brühl die Atmosphäre ihres vielteiligen Environments, und die Formulierung hat es in sich. Denn das Werk hat in der Tat eine düstere Seite, die beim Betrachter langsam durch die Schönheit der Details dringt und sich ebenso sanft wie unerbittlich in den Vordergrund schiebt.

Große Ölgemälde mit Portraits hängen im Raum, darauf abgebildet sind Kinder verschiedener Nationalität, scheinbar mit goldenen Roben bekleidet. Die GOLDKINDER wirken majestätisch und überlegen, wie ein Spalier für das schimmernde, stählerne Wasserbecken in der Mitte des Raumes, auf dem brennende Kerzen schwimmen. Hinter der Wasserfläche ist eine große Kreisfläche aus recyceltem Schwabacher Blattgold drapiert wie die aufgehende Sonne eines reichen und doch unnahbaren Zeitalters. Die barocke Herrschaftsinszenierung, die den Besucher beim Eintreten empfängt, beginnt nun bei genauer Betrachtung Stück für Stück zu zerfallen. Denn die goldenen Roben sind beschichtete Thermodecken, die man bei der Bergung auf hoher See den vor dem Ertrinken Geretteten um den Körper legt, um sie zu wärmen. Die GOLDKINDER werden dadurch zweierlei: Mahnmale für die Würde des Menschen und Opfer einer gesellschaftlich erkaltenden Welt. Als stille Anklage erweisen sich dadurch die schwimmenden Kerzen, kleine Lebenslichter auf der dunklen Wasserfläche des Beckens: Jede ist ein politisches Symbol für die Risiken von Flucht und Vertreibung und das andauernde gesellschaftliche Versagen bei ihrer Bewältigung.


Dr. Marian Wild

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