Station 12 · Alte Mälzerei
Commercial Crosses
An ihren vorgeprägten Knicklinien werden Verpackungen systematisch geöffnet, dann bringt die Künstlerin auf der Innenseite eine Blattgoldschicht auf. Was für ein Gegensatz: Gold auf einem Gegenstand, der eigentlich weggeworfen wird! Einmal gekauft, verliert die „Umverpackung“ unweigerlich an Wert, oder?
Es ist ein Lebensprojekt. 2013, so schreibt Akmar aus den Niederlanden, habe sie begonnen die Verpackungsmaterialien der Sachen zu sammeln, die sie tatsächlich benutze. Verblüfft habe sie, welche Form die entfalteten Objekte in ihrer Zweidimensionalität annehmen. Ihrer sinnhaften Existenz als Schachtel beraubt sind sie jetzt (Papp-)Kreuze!
Die schiere Masse ist zu einer Art Tagebuch mutiert. Erinnerungen, Orte und mehr sind mit jedem Kreuz verknüpft. Der Supermarkt, auch „Konsumtem-pel“, ist zum Datensammler geworden. Unser Einkaufsverhalten wird über diverse Punktesysteme analysiert. Die so generierten Daten sind sprichwörtlich „Gold“ wert. Die „goldigen“ Verpackungskreuze, die aneinander an Fäden aufgereiht schweben, gleichen Datenautobahnen und Leiterplatten in Großrechnern.
Ihre physische Präsenz ist beeindruckend. Selbst der Mensch mit Kopf, Rumpf und Beinen formt bei ausgestreckten Armen ein Kreuz. Wie in einer Kathedrale lenken die, vom Boden zur Decke emporsteigenden, Gold-Kreuze den Blick in die Himmelssphären. Akmar lässt uns auf eine subtile Weise materielle und immaterielle Werte reflektieren.
Sonja Kammerlander