Station 21 · Sudhaus Leitner
Reinheitsgebot - edle Elemente
Das Brauwesen ist eines der ältesten Gewerke Schwabachs. Dessen Symbol, die gekreuzten Bierschöpfen, fand sich von 1371 bis 1953 in allen Stadtwappen. Bier ist das erste Produkt, mit dem die Stadt auch überregional bekannt wurde. Das Braurecht war direkt an bestimmte Anwesen geknüpft, die Erbbrauhäuser. Die notwendigen, schweren Gerätschaften, wie z.B. die Sudkessel, waren fest mit dem Ort verbunden. Sie überdauern die Jahrhunderte – wie in der ehemaligen Brauerei Leitner. Außen herum – so scheint es – verrinnt die Zeit.
Das „flüssige“ Gold und die Geschichte der Familie Leitner haben Susanne Roewer inspiriert. Die Begriffe der „edlen“ und „charakterfesten Bestandteile“, die nach dem Reinheitsgebot im Bier Verwendung finden, treffen auch auf die Materialien der Kunstintervention Roewers zu: „Silber und Kupfer, aus dem auch die imposanten Braukessel bestehen, vermitteln Integrität und Vertrauen.“
Nun taucht zwischen den spiegelnden Kupferkesseln eine Skulptur auf. Ein kräftiger männlicher Torso aus versilberter Bronze, Sinnbild für den schaffenden Menschen. Trotz sichtbarer Verletzungen hält er einen großen Ballon, der ihn nach oben zu tragen scheint – sein Lebenswerk hat ihn hoch hinausgebracht. Im Ballon spiegelt sich die ganze Pracht des Kessels, aber auch das Firmenwappen der Brauerei, worauf sich zurecht stolz sein lässt. Eine weitere kleine Bronzefigur ist im Schaltschrank. Zieht man am Bindfaden, gibt es eine Choreografie - ein kybernetisches System lässt die Figur nach vorne kommen und sich verbeugen. Die leuchtenden Dioden hingegen kommen aus Asien - ebenso wie die vietnamesische Familie, die heute die Brauerei-Gaststätte Leitner betreibt.
„Per cervisiam ad artem“, heißt es denn auch!
Sonja Kammerlander