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Verkörperung - Ines Fiegert (Tuttlingen), Foto: Kulturamt
Verkörperung - Ines Fiegert (Tuttlingen), Foto: Kulturamt

Station 23 · Alte Synagoge

Verkörperung

Ein großes Netz verspinnt die Synagoge. Im Raum entsteht neuer Raum, im Zentrum ein Gewölbe - ein blaues Gespinst aus dreidimensional gewobenen Linien, eine 3-D Zeichnung, in die wir eintreten können. Der Blick wird nach oben gelenkt. Blau ist die Farbe des Himmels, steht seit alters her in Verbindung mit Gold für Transzendenz. Zwei Figurenhülsen aus goldenem Geflecht schweben über uns, menschengroß, als Mann und Frau zu erkennen: im Netz gehalten oder im Netz gefangen?

Ines Fiegert erinnert mit ihrer Installation an die jüdische Legende des Golem. Der Golem ist ein menschgemachtes Wesen aus Lehm, dessen Zweck es war, den Menschen als Helfer zur Seite zu stehen. Jederzeit konnte die positive Seite jedoch auch ins Gegenteil umschlagen. Es gibt kein Schwarz oder Weiß. Alles hat zwei Seiten. Auch heute sieht die Künstlerin unsere Welt von goldenen Golems bevölkert: Handy, Internet, moderne Technologie, künstliche Intelligenz. Positive Errungenschaften, deren Gefahren jedoch nicht zu unterschätzen seien. „Längst haben uns die Golems unserer Zeit überflügelt. Mit goldenen Schaltkreisen, Platinen und Anschlüssen treten sie uns in ihren perfekten Hüllen gegenüber.“

Ines Fiegert geht behutsam mit dem (historischen) Ort um. Sie denkt intensiv über die aktuellen Herausforderungen unserer Zeit und die Bedeutung ihrer Gestaltungselemente nach und verwebt diese in ein ästhetisches Gesamtkunstwerk. Das Bild des Netzes bleibt vieldeutig. Die Aussage eindeutig.

Kerstin Bienert

Informationen zur Künstlerin

Internetseite der Künstlerin

 

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