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IST SCHWEIGEN GOLD - Tobias Freude (Friedberg), Foto: Kulturamt
IST SCHWEIGEN GOLD - Tobias Freude (Friedberg), Foto: Kulturamt

Station 27 · Mauer an der Synagogengasse

IST SCHWEIGEN GOLD

In Stein gemeißelte Texte gelten als unverrückbar und für die Ewigkeit gültig. Der Schriftzug IST SCHWEIGEN GOLD, den der Bildhauer Tobias Freude in den öffentlichen Raum stellt, besteht aus massivem, weißem Marmor. Die Buchstaben sind klar genug ausgeformt, um gut lesbar zu sein. Aber ihre bildhauerische Gestaltung vermeidet die endgültige Klarheit der Typografie. Tobias Freudes Non-finito verleiht seiner in den Raum gestellten Frage eine formale und inhaltliche Offenheit, welche von uns eine Antwort im Jetzt und in der Zukunft fordert.

Die ursprüngliche Idee des Künstlers für ortung 11. sah ein unverändertes Zitat vor: SCHWEIGEN IST GOLD. Sprichworte sind wie in Stein gemeißelte Lebensweisheiten. Sie werden für gewöhnlich nicht hinterfragt und tauchen als Relikte der Vergangenheit in unserer Gegenwart auf. „Reden ist Silber. Schweigen ist Gold“ suggeriert, dass Kommunikation durchaus einen Wert hat - aber dass Nichtssagen wertvoller ist! Passt diese Aussage noch in unsere Welt? Heute gilt: Beziehungen zwischen Menschen, wie zwischen Staaten, können nur durch Gespräche und Gedankenaustausch gelöst werden.

Bei der Suche nach einem geeigneten Aufstellungsort für seinen Schriftzug entschied sich Freude jedoch für eine Mauer, die in der „Synagogengasse“ steht. Dies hatte Folgen: Die drei von ihm ausgewählten Worte stehen nun in einem Kontext, dem in unserer Gegenwart steigende Brisanz zuwächst. Der Künstler entschied sich, die Worte zu vertauschen. Die althergebrachte Behauptung wurde durch den historischen Kontext zur Frage: IST SCHWEIGEN GOLD?

Günter Braunsberg

 

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