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Das Schicksal des Rabbiners Hirsch Fränkel

Hirsch Fränkel und sein Bruder Elkan stammten aus einer alten Rabbinerdynastie und nahmen die beiden wichtigsten Positionen in der Judenschaft des Fürstentums Brandenburg-Ansbach ein, Hirsch ab 1709 als Landesrabbiner mit Sitz in Schwabach, Elkan als Hoffaktor und Berater des damaligen Markgrafen in Ansbach. Sowohl bei den Juden im Land, als auch bei Hofe hatte der damit verbundene Einfluss Neid erweckt und es kam 1712 eine Untersuchung in Gang, die zunächst zur Verhaftung Elkans führte. Im Zusammenhang damit wurde bei Hirsch eine Haussuchung vorgenommen und dieser ebenfalls festgesetzt. Es waren bei ihm ein Buch mit kabbalistischen Inhalten gefunden worden, was damals mit Hexerei gleichgesetzt wurde, außerdem ein Kalender und weitere Schriften, die als Schmähung der christlichen Religion gewertet wurden.

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Über die im Zusammenhang mit der Haussuchung bei Hirsch Fränkel aufgefundenen verdächtigen Schriften wurde von der Universität Altdorf ein Gutachten angefertigt und dieses 1713 von der ansbachischen Hofdruckerei veröffentlicht. (Stadtarchiv Schwabach IV.138)

Das Verfahren gegen die Gebrüder Fränkel war auch nach den Maßstäben der damaligen Zeit nicht fair und geprägt von der antisemitischen Einstellung der Untersuchungskommission. Zudem stand ihnen keine Verteidigung zur Verfügung, wenngleich, ebenfalls nach damaligen Maßstäben, durchaus strafbare Handlungen festgestellt wurden.Für beide Brüder lautete 1713 das Urteil lebenslange Haft, Elkan auf der Wülzburg, Hirsch in Schwabach in einem eigens eingerichteten Raum im Pulverturm am Ausfluss. Bis 1723 lag er dort offensichtlich in Ketten. Sein Vermögen wurde eingezogen, seine Familie des Landes verwiesen, insbesondere seine Ehefrau Rösla wurde während des Verfahrens sehr übel behandelt. 1736 wurde der inzwischen 74jährige begnadigt und verbrachte noch einige Zeit im Haus Glockengießergasse 5/7. Wahrscheinlich ist er 1739 in Georgensgmünd beigesetzt.[1]

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Auf einem Kupferstich zur Wasserflut von 1732 ist rechts der Stadtmauerturm zu sehen, in dem Hirsch Fränkel inhaftiert war. Er steht heute nicht mehr und befand sich in der Nähe der Ausflussbrücke in der Pfarrgasse (Detail aus Stadtarchiv Schwabach IV.956)

Glockenhießergasse 5

 Das Haus Glockengießergasse 5 (Foto Ursula Kaiser-Biburger)

Die Vorfälle um die Gebrüder Fränkel wurden 1939 von dem damals renommierten Schwabacher Heimatforscher Heinrich Krauß aufgegriffen und unter dem Titel „Hofjude und Hochmeister in Franken. Die Geheimnisse der Schwabacher Bastille.“ in einer 1938 begonnenen Serie von fünf Schriften in der Heimatbeilage des Schwabacher Tagblatt über Juden im Raum Schwabach veröffentlicht.[2] Es handelt sich hierbei jedoch nicht um eine historische Darstellung, sondern um antisemitische Propaganda auf der Grundlage der nationalsozialistischen Ideologie. Krauß nimmt ausdrücklich Bezug auf die Novelle „Jud Süß“ von Wilhelm Hauff[3] der darin das Schicksal des Stuttgarter Hoffaktoren Joseph Süß Oppenheimer literarisch verarbeitet. Ein NS-Propagandafilm von Veit Harlan unter gleichem Titel wurde übrigens vom 13.-18. Dezember 1940 in einem Schwabacher Kino gezeigt.[4]

Krau Hofjude und Hofmeister in Franken Titelseite

Das tragische Schicksal des Schwabacher Landesrabbiners Hirsch Fränkel griff 1939 der Heimatforscher Heinrich Krauß für eine stark antisemitisch gefärbte Darstellung des Falles auf. (Stadtarchiv Schwabach IV.141)

[1]Vgl. hierzu Isak Nethanël Gath, Der Hexenmeister von Schwabach. Der Prozess gegen den Ansbachischen Landesrabbiner Hirsch Fränkel. Aus dem Hebräischen von Dafna Mach. (Mittelfränkische Studien Bd. 21). Ansbach 2011.

[2]Es handelt sich um folgende Schriften:
Heinrich Krauß, Das Judentum in Stadt und Kreis Schwabach. Kulturgeschichtlicher Bilderbogen und Skizzenblätter. In: Die Heimat Nr. 21-23 und 25-28 (1938).
Eduard Dechant, Das Judentum in Abenberg. In: Die Heimat Nr. 21/1938.
Heinrich Krauß, Bausteine zur Geschichte des Judentums in Franken. In: Die Heimat Nr. 29 (1938).
Hans Brunner, Die Juden in Georgensgmünd. In: Die Heimat Nr. 2 (1939).
Heinrich Krauß, Hofjude und Hochmeister in Franken. Die Geheimnisse der Schwabacher Bastille. In: Die Heimat Nr. 4 - 6[a] (1939). Alle diese Aufsätze wurden erneut veröffentlicht in Heinrich Krauß (Hrsg.) Schwabach. Stadt und Kreis. Abhandlungen zur Geschichte und Heimatkunde. Neue Folge d. Schwabacher Heimatwerkes. Schwabach (1940),. S. 245-318, S. 243-244, S. 375-379, S. 500-508 und S. 465-500.

[3]https://www.projekt-gutenberg.org/hauff/novhauff/judsuess.html (abgerufen 16.04.2021).

[4]Vgl. Annonce im Schwabacher Tagblatt Nr. 298 v. 17.12.1940, S. 6.