In der Synagogengasse 10 befindet sich das Haus von Löw Koppel, einem Kaufmann und Mohel (Beschneider). Er hat dieses Anwesen 1795 gekauft und das Dachgeschoss so ausgebaut, dass er die Ziegel abnehmen und so das Dach öffnen konnte. Das war notwendig, um das Sukkot-Fest, das Laubhüttenfest, im Herbst zu feiern. Zusätzlich ließ er einen Raum mit Wandfresken aufwendig ausgestalten.
Das freudige und gesellige Launhüttenfest wird bald nach dem jüdischen Neujahresfest (Rosch ha-Schana) und dem Versöhnungsfest (Jom Kippur) sieben Tage lang in Gemeinschaft mit Familie und Freunden gefeiert. Es geht auf die Zeit der Wanderung der Israeliten durch die Wüste zurück. Moses erhielt damals von Gott den Auftrag, Laubhütten zu bauen in denen die Juden sieben Tage lang wohnen sollten. Heute will das Fest an die damaligen notdürftigen und provisorischen Unterkünfte während dieser Wüstenwanderung erinnern. Deshalb ist es an diesen Tagen notwendig, den direkten Blick auf die Sterne und die Sonne zu haben. Gleichzeitig ist es auch ein Erntedankfest. Aus religiöser Sicht soll inmitten des Wohlstandes bestehender Armut gedacht werden in dem Bewusstsein, dass Gott damals wie heute für die Bedürfnisse der Menschen/seines Volkes sorgt.
Ostseite der Sukka (Laubhütte) mit wertvollen Fresken aus dem 18. Jahrhundert. (Foto: Jüdisches Museum Franken) |
In den Schwabacher Wandmalereien finden sich daher Abbildungen von Männern mit der Festtagstracht und dem Lulaw-Strauß, den man zum Gottesdienst mitnimmt. Er besteht aus einem Etrog (Zitrusfrucht) sowie aus Zweigen der Palme, der Myrte und der Weide. Ferner sind fünf der sieben jüdischen Stammesväter David, Abraham und Isaak, Moses und (schlecht zu erkennen) Josef sichtbar sowie ein Löwenkopf mit Bart und eine Hasenjagd-Szene, die sowohl das irdische Schicksal der immer wieder gejagten Juden darstellt als auch deren himmlisches Ziel mit den Paradiesvögeln und Blumen.
Für eine Laubhütte müssen bestimmte Regeln einhalten werden, auch wenn sie nur vorübergehend und provisorisch verwendet wird: Sie muss drei Wände besitzen, unter freiem Himmel stehen und darf nur ein mit Laub und Zweigen bedecktes Dach haben, damit Sonne und Sterne sichtbar bleiben. In der Regel ist auch der Schmuck nicht von Dauer. Während der übrigen Tage wird das Dach geschlossen und der Raum eventuell anderweitig genutzt.
Die Sukkot-Festtage werden am letzten Tag mit dem Fest der Tora-Freude, dem Fest Simchat Tora abgeschlossen.
Das Haus von Löw Koppel wurde bereits 1802 nach seinem Tod 1799 von seinen Kindern verkauft.
Literatur:
Grübel, Monika: Schnellkurs Judentum; Köln 2004 (6. Aufl.).
Auskunft: Jüdisches Museum Fürth (2021).
Dehm, Karl und Heckel, Gottlob: Die Häusergeschichte der Altstadt Schwabach; Schwabach 1967.