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Foto von Ayşe Biyik
Ayşe Biyik in ihrem Schwabacher Atelier
Eine Schwabacher Unternehmerin mit türkischen Wurzeln erzählt von starken Frauen in der Türkei und davon, wie der Weltfrauentag dort gefeiert wird.

Vielleicht ist Ihnen Ayşe Biyik bereits durch einen persönlichen Besuch in der Schneiderei in der Zöllnertorstraße oder ihr ehrenamtliches und gesellschaftspolitisches Engagement bekannt. Für alle die Biyik noch nicht kennen, hier ein beeindruckendes Profil der Schwabacher Unternehmerin.

Geboren im Jahr 1955 in Ankara, begann Biyik bereits mit zwölf Jahren die Ausbildung zur Schneiderin und Stickerin. Im Alter von 19 Jahren zog es die junge Mutter mit ihrem damals zweieinhalb Monate alten Sohn nach Deutschland – ein Land, für das sie schon während ihrer Berufsausbildung in der Türkei im Hinblick auf die Modezentren Berlin und Düsseldorf großes Interesse zeigte. 16 Jahre lang arbeitete Biyik für unterschiedliche Unternehmen, bis sie sich im Jahr 1990 schließlich an ihrem Wohnort Schwabach selbstständig machte.

Eine Frau mit großem sozialen und politischen Engagement

Biyik ist Mitbegründerin des Ausländerbeirates der Stadt Schwabach, des Internationalen Frauencafés sowie der Städtepartnerschaft zwischen Schwabach und Kemer. Neben verschiedenen Projekten im kulturellen und bildungspolitischen Bereich (Azubi-Börse) vertritt sie als Gewerkschaftlerin bei der IG Metall und für zwei Legislaturperioden auch als Mitglied des Stadtrats die Interessen der Schwabacher Bürgerinnen und Bürger. Als Biyik vor 47 Jahren nach Schwabach kam, musste sie die deutsche Sprache erst erlernen. Dass ihr dies in kürzester Zeit gelang, sprach sich schnell herum. Schon bald leistete sie Übersetzungsarbeit an Schulen, für die städtische Verwaltung und Polizeibehörde, Gerichte und Frauenhäuser.

Und wie steht es um die Frauenrechte und den Weltfrauentag in der Türkei?

Die Frauenrechte in der Türkei reichen bis zum Republikgründer Atatürk zurück. Seit 1923 setzte sich dieser für ein modernes, liberales Frauenbild ein. Auch wenn die Frauen in der Türkei gesetzlich gleichgestellt sind, zeichnet sich die geschlechtsspezifische Ungleichbehandlung bis heute in verschiedenen Bereichen ab. Ein weiteres Problem sieht Biyik darin, dass Gesetze gegenüber Männern in einer von Männer dominierten Politik durchgesetzt werden müssen. Eine Herkulesaufgabe! Umso wichtiger also am Internationalen Frauentag ein Zeichen für die Förderung und Wertschätzung von Frauen zu setzen.

In allen 82 Städten der Türkei werden an diesem Tag Aktionen durchgeführt: Neben mahnenden Demonstrationen finden große Feierlichkeiten mit beeindruckenden Tanzaufführungen statt. Biyik berichtet, dass sich der Bürgermeister in Kemer und die Frauenorganisationen vor Ort dieses Jahr erneut an der Verteilung roter Nelken, das Symbol der Arbeiterbewegung, beteiligen. Auch in den Medien wird auf die Verteidigung der Frauenrechte und die Bedeutung der Gleichstellung aufmerksam gemacht. Für Biyik stellt die Vorsitzende des Türkischen Frauenbundes in Kemer, Sema Kendirci, ein großes Frauenidol dar. Kendirci ist Anwältin und hat in der Türkei wichtige Parlamentsbeschlüsse und die Gesetzgebung (darunter das Scheidungsrecht) zur Stärkung der Frauenrechte massiv vorangetrieben.

"Frauen sind wie Blumen."

Den Frauen aus Schwabach und Ankara möchte Biyik zum Weltfrauentag Mut zusprechen: Sie sollen mehr Mut haben, ihr Leben frei zu gestalten. Niemals aufgeben, immer weitermachen! Versuchen das zu erreichen, was sie wollen. „Ohne Frauen gibt es keine Welt. Frauen sind wie Blumen, man muss sie pflegen. Ich bin froh, dass ich als Frau geboren bin.“, so Biyik. An die Männerwelt richtet sie den Appell, Frauen stärker wertzuschätzen und hilfsbedürftigen Frauen die notwendige Hilfe zu leisten.