Der 2. Preis super future collective GmbH aus Nürnberg
Beurteilung
Die Verfasser entwickeln unter Berücksichtigung der Bestandsbauten die Idee einzelner Nutzungscluster, welche sich klar differenziert auf dem Wettbewerbsgrundstück in einzelnen Baufeldern abbilden. Dies zeigt sich in analoger Weise in den vorgeschlagenen Durchwegungsmustern, welche sich sinnvoll, sowohl mit der naheliegenden Altstadt, dem südöstlich gelegenen Stadtpark als auch mit der baulichen Nachbarschaft verknüpfen. Begleitende Grünräume im Innern des Quartiers als auch an der Nahtstelle zur Stadt lassen dabei eine hohe Aufenthaltsqualität in den Freibereichen erwarten.
Während die einzelnen Nutzungscluster zumeist schlüssig entwickelt sind und eine angemessene Antwort auf den Bestand geben, zeigt die Arbeit eine städtebauliche Unsicherheit und mangelnde Kraft im Auftakt zur Altstadt und im Kreuzungsbereich Südliche Ring- und Ludwigstraße. Kann die bauliche Setzung am Sablaiser Platz noch nachvollzogen werden, wurde die Chance nicht genutzt, dem „Gegenüber“ und wichtigem Auftakt die gewünschte städtebauliche Prägung zu verleihen. Der erdgeschossige Annex in Form des Bürgerzentrums am dominanten Postgebäude sowie ein zentraler „Grüner Salon“ können dies leider nicht kompensieren.
Der Verwaltungsbau ist schlüssig konzipiert und lässt dem Bestand mit grünem Innenhof und südlichen Anbauten den notwendigen Freiraum zur Erlangung einer künftigen hohen Büroarbeitsplatzqualität. Allerdings sind in Summe die Flächen für die Verwaltung zu gering.
Der Markgrafensaal wird sowohl über den bestehenden Zugang von der Ludwigstraße, als auch über den neuen Kulturhof sinnvoll erschlossen. Dieser wird durch die Anordnung der kleinen Säle, der Gastronomie und neuer Kulturbar arrondiert und einer synergetischen Nutzung eines Open-Space-Bereiches zugeführt. Der Bezug zwischen innen und außen, zwischen Kulturhof und Kleiner Saal wird dabei besonders positiv gewertet, wenngleich diese Zuwendung die Erschließung und Aufteilung des Kleinen Saales erschwert. Besonders gelungen ist die Anordnung der Gastronomie an der Ecke Stadtparkstraße im EG, die sowohl nach außen zum Grünen Salon als auch nach innen zum neuen Kulturhof möglich ist.
Der Vorschlag urbaner Stadthäuser folgt dem Duktus und dem Maßstab der bestehenden östlichen Villengebäude und bildet städtebaulich und freiräumlich eine klare Nahtstelle zum Kulturcluster. Positiv bewertet werden auch die Proportionen der Freiräume innerhalb der Wohncluster, die eine gute Nutzbarkeit und Unterstützung bei der Bildung von Nachbarschaften erwarten lässt. Auch übergeordnet stellt der grüne Charakter der Wohncluster eine sinnfällige Ergänzung der bestehenden Villlengärten am Übergang zum Stadtpark dar. Der weitestgehende Erhalt der Bestandsbäume wird sehr begrüßt.
Die Erschließung erfolgt durch eine beruhigende Mischverkehrsfläche für G&R innerhalb des Quartiers. Die Anlieferung und Parkmöglichkeiten werden schlüssig über die Eisentrautstraße und Ludwigstraße, verkehrsgünstig getrennt, von außen angebunden. Dadurch kann sich das Quartier auf seine Nutzung konzentrieren. Die Teilung der verschiedenen Tiefgaragen trennt die Nutzergruppen bzw. ergänzt die Parkmöglichkeiten je nach zeitlicher Notwendigkeit (Veranstaltung/Verwaltung). Die Stellplätze sind ausreichend bemessen, allerdings ist die Tiefgarage mit 2. UG aufgrund der schlechten Gründungsverhältnisse zu kostspielig.
Die einzelnen Nutzerbereiche sind klar getrennt und schließen dadurch Nutzungskonflikte („Kulturhof“, Bürgerzentrum, Wohnen) weitestgehend aus. Die Umsetzung kann abschnittsweise erfolgen.
Die Querschnittsaufteilung in der Ludwigstraße wird zugunsten des Vorfeldes Markgrafensaal verringert. Der Knotenpunkt Ludwigstraße/Ringstraße ist verkehrlich stark ausgelastet. Eine Verringerung der Leistungsfähigkeit
durch die Fahrbahnreduktion ist nicht darstellbar.
Die Arbeit schlägt eine differenzierte Clusterbildung zur vielseitigen Entwicklungsmöglichkeit vor, zeigt jedoch in Teilbereichen noch städtebauliche Schwachpunkte. Die große Qualität liegt in den vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten des Kulturhofs und einer die einzelnen Nutzungen positiv ergänzenden Durchgrünung, welche Schatten spendet bei gleichzeitiger Wahrung der Funktionalität des Quartiers.
Planunterlagen
Verfasser
Steven Dave, Architekt
Anja Dave, Architektin
Alexander Hofmeier, Architekt
Johannes Kappler, Architektur, Städtebau
Mitarbeiter
Samuel Ebert