Eine Anerkennung haascookzemmrich STUDIO 2050 aus Stuttgart
Beurteilung
Die Arbeit zeigt eine klar konturierte Quartierstruktur, die über unterschiedliche Dimensionen und Typologien den
vorgesehenen Nutzungen zugeschrieben wird.
Die Baukörper reagieren bewusst auf die Umgebung bzw. das jeweilige Gegenüber. Damit wird die Arbeit als stabiles
Entwicklungsmodell im heterogenen Kontext eingeschätzt. Nutzungsbereiche werden sinnfällig und meist auch in
erforderlicher Größe vorgesehen. Das ist die Stärke der Arbeit.
Dennoch werden die Quartiere in ihrer Ausformung und räumlichen Wirkung unterschiedlich bewertet. So wirkt die hohe
Konzentration der Verwaltung in und um den Bestand der Post zielführend und logisch entwickelt und bietet nach Norden
mit dem kräftigen Kopf zum Platzraum des Kreuzungsbereichs zur Altstadt einen gut proportionierten Auftakt.
Auch die sich in ihrer Körnung an die umgebende Villenstruktur orientierende Wohnbebauung im Süden an das
Markgrafenareal, mit spielerisch wechselseitig orientierten Baukörpern, wird positiv gesehen. Das Herzstück der
Entwicklung - die Neuordnung des Markgrafenareals - wird als deutlich schwächer und als zu wenig prägnant im
Vergleich zum Postareal und zur Wohnbebauung wahrgenommen.
Der Haupteingang zum Saal erfolgt über einen recht verdeckt liegenden, taschenartigen Bereich von Westen. Ein Mehr
an Lebendigkeit in der Nutzung und Aufenthaltsqualität wäre hier wünschenswert. Die Ergänzungsflächen für den
Saalbau erzeugen durch ihre Anordnung einen ungünstig tiefen Erdgeschossgrundriss. Positiv ist der neu
hinzugekommene Backstagebereich, wenngleich das Street Art Kunstwerk diesem Anbau leider zum Opfer fallen wird.
Der über die neuen Seminarräume gesetzte Hotelkörper fällt kompositorisch hinter die sonst kraftvolle und konsequente
Haltung des Entwurfs zurück. Die Ecksituation von Hotel und Bühnenhaus wirkt gedrängt und in der Höhenentwicklung
überlastet. Auch wird eine klare eigenständige und gut auffindbare Adresse vermisst.
Durch die Positionierung des Ergänzungsflügels am Markgrafensaal wird der Wohnbaubereich im Süden ungünstig
abgeriegelt. Die in den Grünraum eingelegten lockeren Wege erscheinen zuweilen willkürlich. Den Gebäuden wird keine
klare Adressbildung zuteil.
Auch übergeordnet wird das Freiraumkonzept kontrovers diskutiert. Die entlang der umgebenden Straßen angeordneten
kleinkronigen Alleebäume schaffen keine eigene Spezifik der freiräumlichen Entwicklung. Fraglich bleibt die
Realisierbarkeit der Baumstandorte im Abgleich mit Sparten etc. im Untergrund. Die zurückhaltend gestaltete
Vorplatzsituation an der Sparkasse dagegen wirkt sympathisch. Das großflächige Grünspalier wird als freundlicher und
machbarer Beitrag zur Gestaltung des Sparkassen-Vorfelds gesehen.
Die Sinnfälligkeit eines Shared Space im Kreuzungsbereich zur Altstadt wird dagegen kritisch beurteilt. Die Lage und die
Zufahrt zur eingeschossig ausgebildeten Tiefgarage mit Ein- und Ausfahrten von der Eisentrautstraße bilden ein gut
angebundenes und damit tragfähiges Konzept. Jedoch unterhöhlt die Fläche für die Tiefgarage weite Gebiete des
Gesamtareals und zieht damit die Sorge nach ausreichender Versickerungsfläche nach sich.
Auch der Behalt des großflächig versiegelten Werkhofs hinter dem Markgrafensaal wird eher kritisch gesehen. Die
differenzierte Auseinandersetzung mit der gefühlten Temperatur, sowie der Auswirkungen des städtebaulichen Konzepts
auf das Klima der Stadt wird außerordentlich begrüßt. Ebenso positiv wird der Vorschlag eines kaskadenartigen
Rentionssystems mit Retentionsdächern, Mulden und Rigolen in den Freianlagen bewertet. Positiv ist auch der Erhalt der
biotopartigen Senke im Osten des Areals.
Die Angebote an baulichen ökologischen und energetischen Maßnahmen sind im Bereich gängiger Möglichkeiten, was
Holzbau, Fassadenbegrünung und energetischer Aktivierung von Dachflächen betrifft. Die Arbeit bleibt darin eher
zurückhaltend als innovativ.
In Summe bietet der Entwurf zu wenig an geforderter Fläche, gerade empfindlich wenig im Bereich der Unterbringung der
Verwaltung und auch ein Defizit an Stellplätzen.
Damit repräsentiert der Entwurf trotz seiner wohltuenden Klarheit nach außen und in der soliden Anordnung der
geforderten Nutzungsbereiche keine gänzlich überzeugende Lösung für eine künftige Entwicklung.
Planunterlagen
Verfasser
Martin Haas, Dipl. Ing. Architektur
Mitarbeiter
haascookzemmrich STUDIO 2050:
Lukas Hesping
Lingyang Xu
Xun Li
Sonja Lechner
Planstatt Senner GmbH:
Thilo Nerger
Lydra Hoxha
Lara von Thienen
Francis Whitehead