„Das ist ja – wortwörtlich – der Hammer“, freute sich Oberbürgermeister Peter Reiß über die Nachricht: Das „Goldschlägerhandwerk am Beispiel der Stadt Schwabach“ darf sich ab sofort als „Immaterielles Kulturerbe“ in Deutschland bezeichnen. „Dies ist die Anerkennung der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft dieses einmaligen Bestandteils unserer Geschichte. Wir – die ganze Stadt – können darauf stolz sein. Darauf können wir touristisch hervorragend aufbauen.“
Knut Engelbrecht, Referent für Recht, Soziales und Kultur, sagt: „Dieser Erfolg ist eine Gemeinschaftsleistung: Ich bedanke mich bei der Projektgruppe unter der Leitung von Ulrike Kummer aus dem Schwabacher Stadtmuseum und Petra Schwarz aus dem Tourismusbüro. Außerdem bei den beiden Blattgoldschlägereien Noris Blattgold und J. G. Eytzinger, die diese Tradition auch heute zu einem weltweit gefragten Handwerk und zu einem Wirtschaftsfaktor für Schwabach gemacht haben. Ohne sie alle wäre dies nicht möglich gewesen!“
Aufruf zur Teilnahme an Fotoausstellung
Kulturamtsleiterin Sandra Hoffmann-Rivero blickt nach vorne: „Diesen Titel wollen wir jetzt mit den Schwabacherinnen und Schwabachern feiern! Zunächst mit der Foto-Ausstellung ‚KULTUR.ERBEN‘, die vom 14. Mai bis 8. Juni im Stadtmuseum zu sehen ist.“ Die Ausstellung rückt das Immaterielle Kulturerbe weltweit in den Blickpunkt, im Rahmen einer eigenen Abteilung werden Fotos rund ums Goldschlägerhandwerk gezeigt. „Hier lade ich alle Schwabacherinnen und Schwabacher ein, ihren persönlichen Blick auf das Goldschlagen in Form eines Fotos einzureichen und so mit uns gemeinsam diesen Titel zu feiern“, appelliert Kulturamtsleiterin Hoffmann-Rivero. Bis 21. April können Interessierte ein Foto (maximal 2 MB) an
Über das Goldschlagen
Beim Goldschlagen werden kleine Metallplättchen durch intensive Bearbeitung mittels unzähliger Hammerschläge zu extrem dünnen Goldblättchen, dem Blattgold, verarbeitet. In Deutschland existiert das Goldschlägerhandwerk nur noch in der mittelfränkischen Stadt Schwabach, die seit dem 16. Jahrhundert für ihre Goldschläger und Blattgoldarbeiten berühmt ist. Blattgold aus Schwabach wird auch heute noch in die ganze Welt exportiert. Die Blättchen aus Gold und verschiedenen Legierungen werden vorwiegend beim Vergolden weiterverarbeitet, finden aber auch bei Lebensmitteln Verwendung.
„Das Goldschlägerhandwerk ist an so vielen Stellen in Schwabach sichtbar, man denke nur an die Goldenen Rathaustürmchen, die Goldschlägerwerkstatt im Stadtmuseum oder die zahlreichen Kunstwerke in Schwabach. Aber es ist auch ein Wirtschaftsfaktor, denn das hier produzierte Blattgold wird in die ganze Welt exportiert“, erläutern die Projektleiterinnen Petra Schwarz und Ulrike Kummer. So ziert Blattgold aus Schwabach zum Beispiel die „Goldelse“ in Berlin oder die Kuppel des Invalidendoms in Paris. „Es ist uns gemeinsam im Projektteam gelungen, die Historie, die Gegenwart und die Zukunftsentwicklung des Goldschlägerhandwerks herauszuarbeiten, darauf können alle Beteiligten sehr stolz sein.“ So war auch die Rolle der beiden produzierenden Schwabacher Betriebe Noris Blattgold GmbH und Eytzinger J. G. GmbH ein Schlüssel zum Erfolg.
Zentrum für Blattgold seit dem 16. Jahrhundert
Die Deutsche UNESCO-Kommission und die Kulturministerkonferenz begründen die Anerkennung wie folgt: „Das Fachkomitee erkennt an, dass Schwabach seit dem 16. Jahrhundert als weltweites Zentrum für die Erzeugung von Blattgold gilt und das Goldschlägerhandwerk mittels überlieferter Techniken bis zum heutigen Tag praktiziert wird. Es würdigt, dass Formate zur Weitergabe des Wissens und Könnens der Handwerkstechnik entwickelt wurden und dass sich das Goldschlägerhandwerk durch die Kombination manueller und maschineller Fertigungstechniken entsprechend der Dynamik von Immateriellem Kulturerbe zukunftsfähig wandelt.“
In seinem Dankesschreiben schreibt Oberbürgermeister Peter Reiß an die beiden Gremien: „Gerne greifen wir Ihre Ermutigungen auf, die uns darin bestärken, für die Zukunft weitere Erhaltungsmaßnahmen für dieses Handwerk zu entwickeln. Zudem werden wir uns intensiv bemühen, das Interesse an diesem faszinierenden Handwerk sowohl bei den jüngeren Generationen wach zu halten als auch weitere Zielgruppen zu erschließen.“
Beispiele für blattvergoldete Objekte