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Freitag, 23. Juni

Die Wiesenbewässerung ist ein ausgeklügeltes System aus Gräben und kleinen Wehren, das die Wiesen im Rednitztal auch bei Trockenheit mit Wasser versorgt. Diese traditionelle und energieunabhängige Kulturtechnik geht bis ins Mittelalter zurück und hat über Jahrhunderte das Rednitztal geprägt. Es stellt heute für Natur- und Klimaschutz, Landwirtschaft und Kultur gleichermaßen eine Kostbarkeit dar. Der Bayerische Naturschutzfonds fördert ein gemeinsames Projekt der Städte Nürnberg und Schwabach, um die Wässerwiesen zu erhalten.

Insgesamt elf Wässerverbände sind es, die sich um die Wässerwiesen zwischen Nürnberg und Schwabach kümmern. Damit halten sie auch ein Ökosystem intakt, das an die Zufuhr von Wasser aus dem Bewässerungssystem gebunden ist. Für die Landwirtschaft sind die Mähwiesen bei zunehmender Trockenheit ein Garant für Grünfutter für Kühe und Pferde. Heute gewinnt dieses traditionelle Bewässerungssystem immer mehr an Bedeutung für das Klima. „Gerade im Zeichen des Klimawandels“, erläutert Umweltreferentin Britta Walthelm „tragen die gewässerten Wiesen durch die erhöhte Verdunstungskälte zur Klimaanpassung bei und verbessern damit die Frischluftzufuhr in das Stadtgebiet.“

Die Flusstäler der Rednitz und Regnitz gehören inzwischen zu den wenigen, in denen diese traditionelle Kulturtechnik noch lebendig gehalten wird. 2022 zeichnete die Stadt Nürnberg die Wässerwiesen Rednitztal als Hauptpreisträger mit dem städtischen Umweltpreis aus. Bereits 2021 wurden die Wässerwiesen in Franken in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Nun haben sich neben Deutschland sechs weitere Länder gemeinsam für die repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit beworben. Mit einer Entscheidung wird im Herbst 2023 gerechnet.

Diese Kostbarkeit ist jedoch bedroht. Die Herausforderungen durch die Lage im Ballungsraum sind groß. Daher haben sich die Städte Nürnberg und Schwabach entschieden, ein gemeinsames Projekt zu starten, um sowohl die Bewässerungssysteme als auch die damit verbundenen wichtigen Lebensräume für Mensch und Natur in seinem Erhalt zu unterstützen. Hierfür haben das Umweltamt der Stadt Nürnberg und der Landschaftspflegeverband Schwabach e. V. beim bayerischen Naturschutzfonds einen gemeinsamen Projektantrag zum Erhalt der Wässerwiesen im Rednitztal gestellt. Das ursprünglich auf fünf Jahre geplante Projekt wurde für vorerst drei Jahre gebilligt und umfasst ein Volumen von 120 000 Euro. Das Projekt wird zu 85 Prozent gefördert.

Der Eigenanteil von 15 Prozent verteilt sich auf die beiden Städte. Andreas Bartel vom Landschaftspflegeverband Schwabach e. V., der als gemeinnütziger Verein Hauptträger des Projekts ist, freut sich. „Mit den Mitteln können wir gut in das Projekt starten. Wir hoffen aber natürlich, dass dies erst der Einstieg in den Erhalt dieses Kultur- und Naturerbes ist“.

Ab Juli 2023 soll es losgehen. Als erster wichtiger Schritt ist ein „fitness check“ der technischen Anlagen geplant, um zu prüfen, wo am dringendsten Investitionen für den weiteren Erhalt notwendig sind. Weiterhin wird der Zustand lebensraumtypischer Biotope und seltener Arten untersucht, um gezielt Artenschutzmaßnahmen und Renaturierungen durchführen zu können. Mit Infotafeln und Öffentlichkeitsarbeit soll auf diese besonderen kulturellen und ökologischen Besonderheiten hingewiesen werden. Dabei wird vor allem bei Besucherinnen und Besuchern sowie Erholungssuchenden für ein größeres Bewusstsein für den respektvollen Umgang mit der Natur geworben.

Urheber

Urheberinformationen:

Foto: Landschaftspflegeverband Schwabach e.V. (Andreas Barthel)